Lars Christoph von KOOP im Interview
In Vorbereitung des Ersten Leipziger Holzbautages – Holz baut Zukunft sprach Andrea Wolter für das Deutsches Handwerkblatt mit Lars Christoph, Inhaber des auf ökologische Holzbauten spezialisierten Büros KOOP Architekten & Ingenieure in Weimar.
Das Interview
Wolter: Herr Christoph, warum haben Sie sich mit Ihrem Unternehmen gerade dem Holzbau besonders gewidmet?
Christoph: Ich bin ausgebildeter Dipl. Bauingenieur und seit Anfang der 1990-er Jahre im Hochbau/ Architektur tätig. In dieser Zeit kam ich mit ökologischen Bau- und Dämmstoffen genauso in Berührung wie mit dem Lehmbau. Meine Begeisterung für nachhaltige und wohngesunde Baustoffe in Verbindung mit dem Ingenieurwissen führte mich relativ schnell zum Holzbau. Bereits Ende der 90-er Jahre haben wir schon die ersten Holzbauten umgesetzt, damals noch in Holztafelbauweise. Heute ist es der wirtschaftlichere rationell vorgefertigte Holzbau, meist in Kombination mit Holzmassiv-Bauteilen oder auch die Vorfertigung ganzer Raummodule in der Abbundhalle
Wolter: Ist es schwierig die passenden Handwerksfirmen zu finden, mit denen Sie zusammenarbeiten?
Christoph: Nein. Es gibt einige (oder ausreichend) leistungsstarke Holzbaubetriebe in der Region. Wir arbeiten eher mit kleinen Betrieben zusammen, so mit 8 – 12 Mitarbeitern. Wir streben an, schon die frühen Leistungsphasen miteinander zu gestalten. Das ist aufgrund des Vergaberechts gar nicht so einfach. Wir setzen uns schon in der Entwurfsplanung mit den Firmen unseres Vertrauens zusammen. Dabei können wir ihnen natürlich nicht zusichern, dass sie später auch den Zuschlag bekommen. Aber die frühe Einbindung der Holzbaukompetenz der Holzbaufirmen ist uns wichtig, da jede Firma mit anderen Technologien arbeitet, andere Ansätze hat und Bauvorhaben auch wirtschaftlich anders umsetzt. So können wir unsere Ausführungsplanung darauf anpassen. Aber die Pflicht zur Ausschreibung bei öffentlichen Vorhaben hebelt das natürlich nicht aus.
Wolter: Arbeiten Sie regional gebunden?
Christoph: Ja, sowohl unsere Auftraggeber als auch die Firmen mit denen wir arbeiten kommen komplett aus der Region, also aus Thüringen und maximal aus den angrenzenden Bundesländern.
Wolter: Wie reagieren die privaten Bauherren, sind sie bereit sich schon frühzeitig auf ein Bauunternehmen festzulegen?
Christoph: Da gibt es selten Konflikte. Im Gegenteil man vertraut unserer Erfahrung und mithin unseren Empfehlungen. Das frühe Einbinden der Betriebe in die Planungen zahlt sich letztlich auch für die Bauherren aus, hinsichtlich abgestimmter Abläufe ebenso wie finanziell.
Wolter: Sehen Sie da auch mögliche Ansätze für den öffentlichen Bereich?
Christoph: In diesem Bereich ist das schwieriger, weil man die Bieter in der Regel nicht kennt und man sich oft auf den vermeintlich günstigsten Bieter einlassen muss. Aber als Planer hat man schon die Kompetenz, um im Bietergespräch die richtigen Fragen zu stellen und zu sehen, inwieweit die richtigen Ansätze verfolgt werden.
Mir ist bekannt, dass gerade im süddeutschen Raum das Mittel der Funktionalausschreibung aufgrund der Entwurfsplanung genutzt wird. Da gibt der Architekt nur Leitlinien vor, was ihm in der Ausführung besonders wichtig ist, beispielsweise gestalterisch oder hinsichtlich der Anschlüsse. Alles andere übernehmen die Holzbaufirmen. Aber dort ist historisch gewachsen die Struktur der Unternehmen anders, mehr Mitarbeiter, eigene Planungsabteilungen. Für uns wäre das ein Idealzustand, so mit den Firmen zusammenzuarbeiten und Aufträge vergeben zu können
Wolter: Haben Sie dafür ein Beispiel?
Christoph: Eine Kita sollte in Containerbauweise erstellt, mit Stahlcontainern gebaut werden. Nebenangebote waren möglich. Das Unternehmen, das sich an der Ausschreibung beteiligt hat, hat uns als Planer eingebunden wir haben die Ausführungs- und Anpassungsplanung für einen Holzbau gemacht. Der hat sich als wirtschaftlichste Variante herausgeschält und wir haben den Zuschlag bekommen. Möglich wurde das durch die Verbindung unserer Kompetenzen.
Wolter: Holzbau hat den Ruf teurer zu sein.
Christoph: Wir haben unlängst ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus in Weimar gebaut und dafür eine Wirtschaftlichkeitsberechnung gemacht. Da konnte ich nachweisen, dass unter Einbeziehung des Flächengewinns der Holzbau am günstigsten war. Wir arbeiteten mit sehr schlanken Konstruktionsflächen. Nur 31 cm Außenwand im Holzbau reichten, um den Kfw 55 – Standard zu erreichen und damit die Förderung für den Bauherren. Im Massivbau hätten wir mindestens 41 cm Außenwand gebraucht, um dies zu erreichen. Natürlich hängen die Kosten auch von der konkreten Bauweise ab. Holzrahmenbau ist beispielsweise günstiger als der Bau mit Brettsperrholz und leimfreie Varianten.
Wolter: Wie entwickelt sich die Akzeptanz des Holzbaus?
Christoph: In meiner Wahrnehmung hat der Holzbau in den letzten 10 Jahren mit neuen Materialien und neuen Oberflächen einen Aufschwung genommen. Auch für uns Planer und die ausführenden Unternehmen eröffnet dies neue Möglichkeiten. Wir bauen heute in anderen Gebäudeklassen und mit in einem höheren architektonischen Anspruch.
Auch die Entwicklung der Holzbauunternehmen hängt ja an der Nachfrage nach hochwertigem Holzbau. Bei den „normalen Hausbauern“ hat die Akzeptanz stark zugenommen. Dadurch das viel gebaut wird, gibt es auch die entsprechenden Beispiele. Wenn wir Bauherren haben, die sich noch unsicher sind, wie sie bauen wollen, kommen wir meist schnell zum Holzbau. Die Faszination Holz als Material hat allgemein in der Gesellschaft gerade in Verbindung mit den Themen gesundes Wohnen und nachhaltiges Bauen zugenommen.
Wolter: Sind regionale Rohstoffkreisläufe zeitnah realistisch?
Christoph: Auf jeden Fall ein realistischer Ansatz und zwingend notwendig. Wenn für mich etwas im Holzbau unbefriedigend ist, dann dass die regionale Wertschöpfung nicht stattfindet. Die Holzfertigteile kommen meist von vielen hundert Kilometern weit her. Wir würden uns sehr wünschen, dass das Holz aus der Region verarbeitet wird. Die mitteldeutsche Region ist da noch Entwicklungsland. Hier wird das Holz gefällt, aber woanders findet die Verarbeitung, also die Wertschöpfung, zu hochwertigen Materialien statt. Diese werden dann wieder teuer eingekauft. Das ist extrem unbefriedigend. Gemeinsam mit Partnern setze ich mich dafür ein, dass das regionale Schnittholz auch hier verarbeitet wird. Wir wollen eine kleine regionale Produktionsstrecke für Brettsperrholz. Man braucht keine Riesenwerke, um Holzbauprodukte wirtschaftlich herstellen zu können. Das ist die Vision. Das Problem sind die großen Konzerne, die manchmal gar nichts mit Holzbau zu tun und die überhaupt keinen Bezug zur regionalen Wertschöpfung haben. Regionale Verbindlichkeiten, Kunden- und Vertrauensverlust sind nicht wichtig. So passiert es wie im vergangenen Jahr, dass heimisches Holz meistbietend im Ausland verkauft wird.
Die Preisentwicklung hat es mit sich gebracht weg vom Konstruktionsvollholz hin zum Schnittholz. Ich kenne kleine Firmen, die sich Sägewerke gekauft haben, sich das Holz aus dem Wald holen und direkt verbauen. Solche unmittelbaren Wertschöpfungsketten haben sich wieder aktiviert.
Wolter: Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, könnte Holzbau einen Beitrag leisten?
Christoph: Auf jeden Fall. Mein Wunsch an die Politik wäre, den Fokus auf die regionalen Wertschöpfungsketten zu legen und durch Förderprogramme zu unterstützen. Hinsichtlich der CO2 Bilanz sollte Bauen mit Holz besonders gefördert werden. Ansätze gibt es ja. In München beispielsweise gibt es für jede Tonne verbautes Holz eine Förderung. Das hat den Holzbau natürlich befördert. Auch mit der Neuauflage der KfW- Programme ließen sich Anreize gestalten, wenn dort die Co2 Bilanz bzw. die gesamte Energiebilanz der Baustoffe einbezogen würde.
Info
Leipziger Holzbautag – Holz baut Zukunft
31. März 2022, 09 bis 15 Uhr
Bildungs- und Technologiezentrum, Steinweg 3, 04451 Borsdorf
Teilnahme ist kostenfrei.
Anmeldung bis zum 29. März 22 unter: -> Holzbautag